Die Situation
Der von mehreren EU-Ländern entwickelte explosionssichere Gepäcksack „Fly-Bag“ geht auf das Chemnitzer IGF-Projekt „Entwicklung eines explosionsfesten textilen Transportbehälters für den Stückguttransport“ zurück. Er bestand aus damals neuartigen textilen Flächengebilden, die sich im Wirkverfahren herstellen lassen. Von der EU zwischen 2008 und 2011 mit 2, 2 Mio. Euro gefördert, waren am „Fly-Bag“ Institute und Mittelständler aus sechs Ländern (Dänemark, Deutschland, England, Italien, Niederlande und Schweden) beteiligt. Die seinerzeit erfolgreichen Sprengtests machten in der internationalen Presse Schlagzeilen. Weder Nähte noch Reißverschluss hatten dem enormen Explosionsdruck von Plastiksprengstoff nachgegeben; auch das vierlagige, hochfeste Textilcomposite, für das das Sächsische Textilforschunginstitut Chemnitz die Teilprojektverantwortung hatte, bestand seine Feuertaufe schadlos. Der explosionsfeste Gepäcktransport-Container für die Luftfahrt besteht aus einem textilen Mehrlagenverbund und Faserverbundkunststoffen (Composites).
Im Rahmen der Kooperation von neun Projektpartnern oblag dem STFI in Chemnitz die Leitung der Forschungsarbeiten an textilen Materialkombinationen für einen optimalen Lagenaufbau, der die geforderten Funktionen wie Gasdichtheit, Splitterschutz und Feuerresistenz erfüllt. Dänische und schwedische Partner entwickelten den Composite-Boden für die neuartigen Air-Cargo-Behälter. Koordinator des Gesamtprojekts war das italienische Ingenieurbüro D’Appolonia.
Nutzen
Die Neuentwicklung soll die Folgen terroristischer Anschläge im Luftverkehr eindämmen und so viele Menschenleben retten. Käme der Fly-Bag zum Einsatz, hätten Terroranschläge an Bord durch Zünden von Gepäckbomben kaum noch Chancen. Gelänge trotz aller Kontrollen dennoch Sprengstoff in den Laderaum, würde eine Detonation wie beim Lockerbie-Anschlag 1988 – damals hatte die Explosion von Plastiksprengstoff beim Flug über Schottland 270 Menschen in den Tod gerissen – ohne Absturzfolgen bleiben. Die ultrafeste Textilhülle hielte solchem Druck stand.
Ansprechpartner
Heike Illing-Günther heike.illing-guenther@stfi.de
Fördergeber
EU-Förderung im Zuge des 7. Forschungsrahmenprogramms unter der Projektnummer 213577